Am 6. und 7. Mai 2022 haben wir, Sylvia und Andreas Hey, die Messe „Leben und Tod“ in Bremen besucht.
Sylvia wird über Ihre Erfahrungen und ihr ganz eigenes Programm an diesen Tagen an anderer Stelle in diesem Block ebenfalls noch Berichten.
Im Grunde wollte ich meine Frau „nur“ begleiten und dann, wenn sie ihre im Vorfeld gebuchten Veranstaltungen besucht, auch eigenen Interessen nachgehen und mir die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Bremen anschauen.
Doch bereits beim Einlass und später im Foyer der Messehalle war ich – als durchaus nicht ungeübter Messebesucher – mehr als positiv überrascht von der fast familiären Atmosphäre, dem offenen und zugewandten Umgang und der Herzlichkeit, mit der sich alle dort begegneten und auch mit dem Thema Tod und Trauer umgingen. Um es vorweg zu nehmen: in der Kunsthalle bin ich nicht gewesen!
Vielmehr habe ich mir viele der offenen Vorträge angehört und die vielen Anregungen und Ansätze zum Umgang mit Tod und Trauer dankbar aufgenommen.
Der offene und unverkrampfte Umgang mit dem häufig vermiedenen Thema hatte mich vom ersten Moment in seinen Bann gezogen. Es war für mich ebenso wohltuend wie ungewohnt, dass niemand peinlich berührt war, wenn mir bei der Schilderung meines persönlichen Hintergrundes die Tränen in die Augen schossen, oder dass niemand hilflos versucht hat das Thema zu wechseln. Trauer und Tränen durften dabei sein und würden weder relativiert noch weggeredet oder schlichtweg übergangen.
Und diese grundsätzliche Aufgeschlossenheit der (in der Mehrzahl weiblichen) Besucher hat auch dazu geführt, dass viele Gespräche im Anschluss an die offenen Vorträge, an den zahlreichen Messeständen, oder beim Kaffee im Foyer zustande gekommen sind. Stets bereichernd und verbunden über ein Thema das mit seinen vielfältigen Emotionen so viel wirkliches, echtes Leben in sich trägt. Nur leider ganz anders wie man es sich eigentlich wünscht oder wie es unsere Gesellschaft wahrnehmen möchte.
Hier ein paar wenige Zitate aus den Vorträgen:
„Trauer ist Emotion und Emotion ist ansteckend!“
„die Angst, sich der eigenen Vergänglichkeit bewusst zu werden, veranlasst Menschen die Augen vor Tod und Trauer zu verschließen!“
„Wenn jemand in der Trauer nicht auffällig ist, dann ist genau das erst einmal sehr auffällig“
„es braucht eine emotionale Muskulatur – Muskulatur muss man trainieren“
„Trauer webt sich in den Alltag, in alle Lebensbereiche“
„Jede Person ist sein Experte für den eigenen Trauerweg“
„Trauer braucht Raum, Achtsamkeit, Begleiter sollten nicht direktiv sein, keine Vorgaben machen. Jede Trauer hat ihr eigenes Tempo“
„Trauer baucht Ehrlichkeit, Wahrheit“
„Trauer braucht ein Klima, in dem gestattet ist „zu sein“
„Trauer kann auch zu mutigem Wachstum führen, das die Persönlichkeit wachsen lässt und das darf man zulassen“
Und zum Schluss eine ganz wichtige Aussage: „Wir leben in einem Informationszeitalter und wissen so wenig……“
Um dem entgegenzutreten hier also noch folgende wichtige Information: Einige Vorträge, die während der Messe aufgezeichnet wurden sind frei zugänglich auf der Internetpräsenz des Messeveranstalters abrufbar. Darüber hinaus gibt es das Angebot einen kostenpflichtigen Zugang zu buchen, um auf alle Vorträge der Messe nachträglich zugreifen zu können.
Weitere Informationen unter: https://www.leben-und-tod.de
Ich war begeistert von der Messe „Leben und Tod“ und bin es immer noch. Für alle Interessierten und Engagierten möchte ich einen Besuch in Bremen oder Freiburg empfehlen. Ich fahre nächstes Jahr wieder hin – ganz ohne den Plan für ein Alternativprogramm.
Andreas Hey